17.02.2018

Behind the scenes: Judith

Nach all den wunderbaren Blind Dates sind nun wir MCQs an der Reihe uns persönlich und mit unserem (nähtechnischen) Werdegang ein wenig bei euch vorzustellen.

Also ich bin Judith, verstecke mich, neben meinem Mitgliedsein bei den MCQs, hinter dem Blog mit dem Namen September's Quiltdelight.

Handarbeit und Kreativität war immer schon Teil meines Lebens. Mein Vater konnte mit der Nähmaschine umgehen, liebt aber bis heute viel mehr das filigrane Arbeiten mit dem Papier. Unsere Schultüten und besondere Geburtstagskarten wurden in nächtelanger Kleinstarbeit von ihm hergestellt. Meine Mutter hatte es da eher mit Strick- und Häkelnadel.



Meine Großmütter haben immer wie verrückt genäht, vorwiegend Kleidung, manchmal wurde auch ein schneller Kissenbezug hergestellt, Bettwäsche mit Wunschmotiven angefertigt oder die Vorhänge gekürzt. Eine meiner Großtanten hat als Hauswirtschaftslehrerin gearbeitet und war immer sehr genau beim Nähen, von ihr gab es zu Weihnachten, Geburtstagen und anderen besonderen Anlässen ein neues Kleid, eine Bluse oder einen Rock.
Aus den übrig gebliebenen Resten der für uns genähten Kleidung nähte meine eine Oma und meine Uroma immer Kleidung für Puppen und Barbies. Dabei durfte ich oft zuschauen und auch entscheiden, ob an das Kleidung noch ein goldener Knopf kam oder ein klitzekleiner Rest Zackelitze. Ich fand das immer spannend, durfte aber aus Angst, ich könnte mir durch ein Körperteil nähen, nie näher an die Maschine heran. 

mein allererstes Patchworkprojekt aus Precuts- ein Tischläufer für meine Oma
Im zarten Alter von etwa sieben Jahren wollte man mir gerne das Häkeln beibringen... "mach doch deiner Mutter eine Freude und häkel ihr ein paar Topflappen".. bei diesem einmaligen Versuch ist es geblieben. Denn ich habe nie wieder den Drang verspürt diese Nadeln nochmal in die Hand zu nehmen.
Ganz im Gegenteil aber die Stricknadeln. Ein Loopschal- das ist schon drin. Aber so richtig in Flammen stand ich auch hierfür nicht.

mein erster Lasagnequilt wird gequiltet
Eine Zeit lang lag meine Kreativität- abgesehen vom Basteln der jährlichen Adventskalender- brach. Erst als ich mit 19 oder 20 Jahren unbedingt ein Bärenkostüm für Karneval brauchte, kam ich wieder mit der Nähmaschine in Kontakt. Mit Omas Hilfe nähte ich damals mein erstes Kostüm. Mit 23 Jahren entdeckte ich das Bauchtanzen für mich. Die Kostüme dafür sind sündhaft teuer. Aber meine Bauchtanzlehrerin und Freundin nähte schon eine Ewigkeit und mit ihrer Hilfe und auch wieder der von Oma nähte ich mein erstes Kostüm. Nach dem Nähen des Grundkostüms mussten die vielen Pailetten und Perlen von Hand angenäht werden, meine ersten Handnähübungen. Ich fand das meditative Nähen auf dem Sofa am Abend schon damals wahnsinnig entspannend.

Vielleicht ziehen mich aus diesem Grund die Hexagons immer wieder in ihren Bann....

mein erstes und einziges komplett handgenähtes Patchwork- und Quiltprojekt, keine einzige naht an der Nähmaschine entstanden



Danach schenkte man mir meine erste Nähmaschine. Was habe ich mich darüber gefreut.... doch leider währte die Freude nicht lange- und da ich zu diesem Zeitpunkt in Münster wohnte und nicht auf die wissende Hilfe von meiner Freundin oder der Oma zurückgreifen konnte und im dortigen Umfeld der Freunde niemand nähen konnte und die Freizeit durch den Beruf stark eingeschränkt war, landete die Maschine (eine AEG für 79 Euro) schnell im Schrank. Ich war so frustriert.

Als wir zwei Jahre später zurück ins Rheinland kamen habe ich mir den Segen geholt, dass die Maschine der größte Mist ist und ich nicht dafür könne, dass sie so nähte, wie sie eben NICHT nähte.
Ich habe dann Geld in die Hand genommen und mir meine erste richtige Nähmaschine gekauft. Damals eine Brother Innov- IS 10 anniversary (heute nähe ich auf einer Bernina 350PE, ein meilenweiter Unterschied und ich möchte meine kleine "Dicke Bertha" nie wieder missen).

das erste Mal "schnelle Dreiecke" und hochwertige Patchworkstoffe von Riley Blake


Für meine Täschlein und ersten Kissenbezüge ausreichend. Von da an war mein Nähfieber entfacht. Ich überlegte immer zu, was ich denn als nächstes nähen könnte. Schnell habe ich gemerkt, dass mein Herz nicht für Jerseystoffe schlägt. Diese elastischen, rutschigen Stoffe gaben mir zu wenig Projektvielfalt und waren oft auch einfach zu bunt und kindlich. Mit ersten kleinen Täschlein flutete ich den Freundes und Familienkreis, gefolgt von MugRugs.


erste Mug Rugs, erstes Quilten
Durch Pinterest stieß ich das erste Mal auf ein Patchworkprojekt und war gleich begeistert. Kurz darauf entdeckte ich die Videos von Jenny Doan für mich. Mit der Eröffnung eines Patchworkladens in der Nähe konnte ich meiner Stofflust für entsprechende Stoffe und moderne Designs endlich fröhnen. Heute ist das Angebot rund um Köln ein Schlaraffenland.

manchmal muss es kein Patchwork sein...
Inzwischen hat sich ein Trend bei meinen Stoffkäufen herauskristallisiert. Besonders gerne verwende ich Stoffe von Vanessa Christenson, Katarina Roccella, Brigitte Heitland, Carolyn Friedlander und Lotta Jansdotter, sowie den Mädels von Cotton+Steel. Ich mag die modernen Muster der Stoffe, die hin und wieder durch einzelne Elemente oder die Farbwahl verspielt daher kommen. Gerne verwende ich Unmengen an Unistoff für den Hintergrund, so leuchten die einzelnen Farben so traumhaft schön und kommen gut zur Geltung. 






Ich liebe es Stoffe zu sammeln, zu streicheln und aus den Vollen zu schöpfen und bei jedem Projekt willkürlich auf den Bauch vertrauend Stoffe aus dem Regal zu ziehen und meine ganz eigene Stoffkombination zusammen zu stellen.
Manchmal geht der Weg von der Stoffwahl, dem Patchworkmuster bis hin zum fertigen Top innerhalb weniger Stunden. Dann bin ich so in meiner Näh- und Schneidearbeit vertieft. Es ist wie ein Rausch, das nächste Projekt recht bald fertig vor den Augen zu haben.

Und was mache ich mit all den Quilts?

Bisher sind noch nicht alle im Bekanntenkreis mit einem Quilt beschenkt. ACHTUNG: Es bekommt nur einen Quilt, der meine Arbeit, die Kosten und Mühen zu schätzen weiß. Einmal verschenkte ich einen Quilt zur Geburt des Enkelkindes der Kollegin, als ihr das Auqarium kaputt ging, erzählte sie mir hinterher, dass sich mit dem Quilt prima das Wasser habe vom Boden aufwischen lassen.....


Ich bin also wählerisch, wo meine Quilts einziehen dürfen. Lieber produziere ich dann für den Schrank, als dass der Quilt in die falschen Hände gerät. Manchmal kann ich mich auch einfach nicht trennen, weil mir die gepatchte Oberseite des Quilts so gut gefällt. Was die Quiltmuster für meine Quilts betrifft, ist das manchmal ein Wochen- wenn nicht sogar monatelanges Überlegen.

Kissen aus Cotton+Steel mit einem Dresden Ruler gearbeitet


Manchmal ist es hierbei sehr hilfreich ein Teil einer tollen kreativen Gruppe zu sein. Durch die anderen MCQs hat sich mein Blick auf das Quilting, die Art ein Projekt anzugehen in jedem Fall verändert. Zum Guten. Es hilft, sich viel auszutauschen. Jede hat ihre ganz eigene Art sich Projekten, Stoffen, Farben und Formen zu widmen und es darf trotzdem jede sein, wie sie ist. Gemeinsam Neues planen, gemeinsam etwas Erleben -das verbindet.


Manchmal weckt das Gruppengefüge auch die ein oder andere Begehrlichkeit in einem- uaaah gefährlich *zwinker* und doch ist es das Beste, was es gibt. Sich regelmäßig mit Gleichgesinnten zu treffen und sich über das schönste Hobby der Welt auszutauschen, statt still und allein für sich zu sein. Neben den MCQs habe ich inzwischen eine zweite Gruppe mit der ich mich monatlich treffe. Diese Gruppe würde ich eher als "Nähgruppe" bezeichnen, denn hier ist das Spektrum vielfältiger. Taschen, Täschlein, Kissen, ein bisschen Patchwork, einfach von allem was die Webware her gibt ein wenig. Beide Gruppe geben mir den Ausgleich zu meinem Alltag, den ich brauche. Hier kann ich nähen/produzieren, nur das was ich möchte und so perfekt/unperfekt, wie es mich zufrieden stellt.

Ich hoffe der kleine Einblick in meine kreative Welt hat euch Freude gemacht.

Liebe Grüße

Judith

3 Kommentare:

  1. Hallo Judith,
    dir liegt die Nähfreude offensichtlich schon in den Genen. Du hast das so schön beschrieben. Wenn man von klein auf in einer extrem nähfreudigen Umgebung aufwächst, hat man ja schon die halbe Miete. Das Nähen ist dann wohl gar nicht so spektakulär, man kann ganz gemächlich, aber stetig hineinwachsen und fast unmerklich steigert sich die Leidenschaft beharrlich. Wunderbar, dass dein erster Tischläufer ein Geschenk für deine Oma war. Du hast dich quasi durch verschiedene Techniken durchgetastet bis du deine Berufung zum Patchworken und Quilten gefunden hast, jetzt kannst du dich dabei "austoben". Beim Verschenken bin ich ganz auf deiner Seite, man spürt irgendwann, wer ein Werk "verdient" hat. All deine genähten Werke gefallen mit super gut. Sie wirken so, wie du sie machst: nach einer klasse Idee durchdacht, mit herrlicher Stoffwahl und gut ausgesuchten Mustern gefertigt, und die Liebe, mit der du nähst, seh ich auch.
    Danke für deinen unterhaltsamen, interessanten Bericht - das Lesen hat mir Freude gebracht, auch weil du die freundschaftlichen Nähgemeinschaften so trefflich beschrieben hast, die uns immer wieder Neues zeigen und uns auf Trab halten.
    LG eSTe

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    1. Liebe eSTe,

      ich danke dir für deinen so lieben und ausführlichen Kommentar und freue mich, dass meine Liebe und Freude fürs Nähen und Patchworken rüber gekommen ist und du viel freude beim Lesen hattest.

      LG Judith

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  2. Hey Judith, schön ein bisschen mehr von Dir zu lesen. Und sehr schöne Projekte hast Du uns da rausgesucht. Ja das Leidwesen von Quilt"treffen" und Internet Inspirationen... aber ohne sie möchte ich auch nicht :)) Viel Spaß bei Deinen nächsten Projekten. Liebe Grüße xo

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