Hallo Ihr Lieben!
Ich freue mich riesig, dass ich mich heute bei den
"Blind Dates" der Modern Cologne Quilters vorstellen darf, obwohl ich
gar keine "hundertprozentige" Quilterin bin, sondern eher eine
Allround-Näherin.
Ich heiße Ines, bin Mitte 40 und komme aus Ulm in
Baden-Württemberg. Dort geboren und aufgewachsen, kehrte ich nach Stationen in
Stuttgart, Hamburg und München vor 13 Jahren wieder zurück um meinen
elterlichen Betrieb zu übernehmen. Hier lebe ich nun mit meinem Mann und vier
Söhnen zwischen 10 und 16 Jahren in einem großen Haus mit viel Platz und einem
eigenen kleinen Nähzimmer.

Handarbeiten begleiten mich schon durch mein
ganzes Leben. Meine Oma brachte mir Stricken bei und früh durfte ich an die
Bernina meiner Mutter. Damals war der Kniehebel noch zum Gasgeben da. Als ich
ca. 14 Jahre alt war, beschloss meine nähbegeisterte Mutter, dass ihre beiden
großen Töchter je eine eigene Nähmaschine
bekommen sollten. Tatsächlich kaufte sie zwei Berninas, so dass im
Nähzimmer dann drei Nähmaschinen zur Verfügung standen. Genäht wurde alles:
Kleidung, Gardinen, Tischdecken,… . Durch Projekttage in der Schule lernte ich
bei einer Schneiderin, wie man richtige Hosentaschen einnäht und auch der
Reißverschluss sah nun aus "wie gekauft". Mit Burda- und Neue-Mode-Schnitten
verbesserte ich mein Nähkönnen immer mehr: Blazer, der ersten Minirock, Tanzstundenkleider,
eine Jeansjacke, viele Festkleider und auch mein standesamtliches
Hochzeitskleid.

In den Jahren der Berufsfindung hätte ich mir
einen Beruf mit Nähen, Schneiderei, Schnitterstellung sehr gut vorstellen
können. Doch mir wurde von Seiten der Schule sehr davon abgeraten - ich solle
das Hobby nicht zum Beruf machen - und so studierte ich Wirtschaftswissenschaften.
Meinen ersten Sohn benähte ich noch ein wenig und
dann stagnierte ich. Alle Schnitte schienen nur noch für Jersey ausgelegt zu
sein. Ich fand keine schönen Schnitte mehr für Webware. Auch im Stoffladen
dehnte sich alles! Das ging mit meiner mittlerweile 25 Jahre alten Nähmaschine gar
nicht gut. Was ich nähte, passte nicht mehr und durch mittlerweile vier kleine
Kinder und meinen Betrieb hatte ich auch kaum noch Zeit.

Mein Mann überredete mich dann vor ein paar Jahren,
eine neue Maschine zu kaufen (eine Bernina 450 Aurora), aber so recht warm
wurde ich mit diesem dehnbaren Zeugs immer noch nicht. Irgendwann stieß ich in der
Bibliothek auf ein Quiltbuch von Kaffe Fassett. Das war der Wahnsinn, was der
aus Stoffen herausholte und diese Farben erst! Und das müsste ich ja auch
können: Geradeausnähen konnte ich gut und zudem dehnen sich diese
Patchworkstoffe ja nicht. Ich lieh mir ein Buch nach dem anderen aus, nahm
diese Bilderbücher in den Urlaub mit und bestellte mir aus den USA ein "Quiltkit",
um einen Kaffe Fassett-Quilt nachzunähen (der ruht immer noch in einer Kiste -
Schande über mich).
Gleichzeitig entdeckte ich die Welt der Nähblogs
und dass es sowas wie eine Nähmaschine für dieses dehnbare Zeugs gibt. Damit
müsste es doch möglich sein, wieder tragbare Kleider zu nähen. Ohne Ahnung
marschierte ich in den Nähmaschinenladen, aus dem ich mit einer Babylock
enlighten wieder rausmarschierte.
Dazu kam noch ein Kontakt zu einer Ebook-Schnitt-Erstellerin,
die mich ihren Blusenschnitt aus Webware auch ohne Blog probenähen ließ. Dies
alles führte zu meinem "neuen" Nähen: Mit neuer Lust und Freude nähte
ich ab diesem Zeitpunkt Webware und Jersey, Patchwork und Kleidung, Taschen und
Accessoires und probierte ganz viel aus.
Die Folge war dann mein Blog
"Nähzimmerplaudereien", der mich mit so vielen lieben nähenden Frauen
vernetzt. Denn ich nähe immer alleine, da ich hier keine Gruppe zum gemeinsamen
Nähen habe. Ich genieße den Austausch und die verschiedenen Aktionen, die sich
mir dadurch eröffnen: Swaps, DIY gegen Novemberblues, Probenähen für Schnitte,
Monats-Motto-Tausch, die wöchentlichen Linkpartys, SewAlongs, die
Stoffspielereien… .
Beim Patchworken bin ich immer noch am lernen und
meinen Stil finden. Da ich auch bei Kleidern keinen wilden Mustermix mag,
verwende ich gerne Unis als ruhigen Hintergrund oder Umrandung. Diese Abneigung
zum totalen Stoffmustermix führt
logischerweise zu einer Liebe für Stoffserien: JellyRolls, CharmPacks,
LayerCakes - hach… .
So sehr viele Patchworkarbeiten habe ich noch
nicht genäht. Ich mag aber gerne Swaps, da ich dort mit einem kleineren Projekt
immer wieder neue Techniken ausprobieren kann.
Während ich immer wieder gerne Foundation Paper
Piecing verwende, kann man mich mit dem EPP jagen. Ich nähe gerne von Hand,
sticke auch immer wieder, selbst Klöppeln geht. Stricken und Häkeln liebe ich
auch, aber bitte keine Hexies!
Ebensowenig kann ich mich für TulaPink-und Bonnie&Camille
Stoffe erwärmen. Da sind weder Farben (hellblau, rosa, zarte Farben…) noch
Motive (was macht Elizabeth auf einem Stoff?) nach meinem Geschmack.
Nähen ist für mich DER Ausgleich zu meinem
turbulenten Alltag mit Familie, Betrieb und Ehrenamt. An der Nähmaschine kann
ich manchen Kummer vergessen, über manches nachdenken, da entstehen kreative
Ideen und ich kann auch total die Uhrzeit vergessen.
Meist wechseln sich größere und kleinere Projekte
ab: Nach einem großen Quilt einen Loop, nach einer Jacke einen Turnbeutel.
Zudem mag ich keine unvollendeten Projekte. Meist fange ich ein neues Projekt
erst an, wenn das alte abgeschlossen und der Nähtisch aufgeräumt ist.
Ich probiere wahnsinnig gerne neue Techniken aus.
Daher möchte ich in den nächsten Monaten unbedingt einen Skyline-Quilt machen! Und
ein großer Quilt nach Elizabeth Hartman (Wale, Schmetterlinge, Fancy Forest,…)
ist ein großer Traum, den ich hoffentlich einmal verwirklichen kann.
Immer wieder gerne denke ich an den
Handarbeitsunterricht auf dem Gymnasium. Beim Nähen (wir hatten noch
Tretnähmaschinen…) erklärte mir die Lehrerin, dass nur eine Mutter von vier
Kindern die Fäden an einer Nähmaschinennaht durch Vor- und Rückwärtsnähen
vernähen darf. Hier in der Schule würden die Fäden verknotet und von Hand
vernäht! Sie wusste, dass wir zuhause zu viert waren. Daran denke ich heute oft
schmunzelnd, wenn meine vier Jungs in den Betten liegen und ich mit Lust vor-
und rückwärts nähe und danach die Fäden unverknotet abschneide.
Liebe Grüße
Ines
Du findest mich online unter:
http://naehzimmerplaudereien.com
Instagram: @naehzimmerplaudereien