Das ist ja toll! Ich bin von den Cologne Quiltern gefragt
worden ob ich Lust hätte meine Näharbeiten vorzustellen und ich freue mich sehr
- ausgerechnet von den Kölnerinnen! -
angesprochen worden zu sein und warum werdet ihr sehen…
Ich heiße Claudia,
habe 4 erwachsene Kinder und 3 ½ Enkelkinder und wohne mit meinem Mann in der ländlichen Umgebung von Oldenburg, nicht
weit von der Nordsee entfernt.
Schon früh habe ich mich für alles Textile und Kreative interessiert,
als Kind habe ich mit Begeisterung die Wolle alter Pullis aufgeribbelt und neu
gewickelt, habe Knöpfe annähen dürfen und Puppenschals gestrickt. Meine
Kindheit und Grundschulzeit habe ich in England verbracht, wo ich mit 7 Jahren sticken lernte. Ein Jahr später mussten
wir Mädchen einen Rock für uns selber nähen. Mit der Hand versteht sich! Alle
Säume und den Bund mit der Hand und wenn vielleicht auch einige Kinder gestöhnt
haben, so war ich begeistert! Ich habe ihn dann auch ohne Hilfe vollendet.
Später im deutschen Gymnasium lernte ich an der Nähmaschine
zu nähen; es gab einen Raum voll mit Pfaff 260 Nähmaschinen (die alten, die
heute so begehrt sind) und dort mussten wir als erstes unter Anleitung einer
gestrengen Handarbeitslehrerin eine weiße Schürze mit sehr präzisen Nähten
nähen (wir sahen darin alle aus wie Krankenschwestern).
Im Jahr 1970 - da war ich gerade 20 Jahre alt – bin ich nach
Amerika zu einer Rundreise bei verschiedenen Familien aufgebrochen. Mein erster
Aufenthalt war San Francisco, wo die Familie mich am Flughafen abholte. In der
Sekunde, in der ich das Wohnzimmer betrat, war ich für alle Zeiten verloren, denn dort auf dem Wohnzimmertisch
nähte die 16-jährige Tochter des Hauses ganz viele kleine Dreiecke zu langen
Bahnen zusammen, aus denen dann ein Quilt wurde. Ich war hellauf begeistert,
kannte ich doch Patchworkdecken aus den englischen und amerikanischen Büchern,
die ich in meiner Kindheit gelesen hatte und die ich schon immer sehr geliebt
hatte. Nun endlich konnte ich auch erfahren, wie man sie nähte. Anders als
andere Touristen bin ich nicht sofort zur Golden Gate Bridge-Besichtigungstour
aufgebrochen, sondern bat die Familie mit mir in ein Stoffgeschäft zu fahren,
wo ich von meinem mageren Taschengeld kleine Stoffstücke kaufte, die ich dann sofort nach Anleitung der Tochter
zerschnitt und wieder zusammennähte. Ich war glücklich und erst als alles
verarbeitet war, bin ich losgezogen, um die Stadt kennen zu lernen. Mein letzter
Stop auf der Reise war New York, wo ich ebenfalls meine Zeit damit verbrachte,
eines der wenigen Quiltgeschäfte zu suchen. Nach vielen Irrungen fand ich es
dann in der Nähe vom Central Park, wo ich ein Quilt- Buch kaufte, das ich
noch immer besitze.
Zurück in Deutschland zog ich nach –! – Köln um Sprachen zu
studieren und dort in Köln Klettenberg hockte ich in meiner winzigen
Mansarden-Studentenbude und versuchte den Patchwork-Faden wieder aufzunehmen,
was sich allerdings als kompliziert erwies. Damals gab es nämlich kaum passende
Stoffe zu kaufen. Ach, diese vielen bunten amerikanischen Stoffe mit den
niedlichen Motiven, die ich dort kennen gelernt hatte, oder die hübschen typischen englischen Blümchen-
Stoffe, wie wir sie heute noch von Laura Ashley, Liberty of London oder Cath Kidston kennen, gab es hier weit und breit nicht. Ich bin
durch die Kölner Stoffgeschäfte gestromert und suchte verzweifelt Passendes,
nahm in der Not ein paar Karo- und Punkte –Stoffe mit, wühlte in den kaum
vorhandenen Dirndl- oder Kinderstoffen, aber sie reichten nicht aus, um
weiterzunähen. Außerdem brach in den 70ern die Polyesterzeit aus, wo es jede
Menge Dralon, Trevira und Nyltest gab.
Frustriert packte ich meine begonnenen
Quilt-Blöcke wieder weg. Und so erging es mir weiterhin in den nächsten 20
Jahren. Wenn ich in dieser Zeit einen Stoffladen betrat, scannten meine Augen
sofort die Baumwoll-Abteilung ab, um meist mit leeren Händen wieder zu gehen.
Es gab einfach nicht die Stoffe, die man brauchte, um eine Patchworkdecke zu nähen,
zumindest keine, wie ich sie gerne gehabt hätte. Jede Auslandsreise nach Dänemark, England,
Holland und Frankreich wurde von Stoff-Expeditionen begleitet, immer auf der
Suche!
Ganz, ganz langsam wurde die Sache hier besser aber es
dauerte lange und ich nahm immer wieder meinen amerikanischen Quilt hervor, nur
um ihn wieder wegzupacken, weil ich nicht wirklich weiterkam. Als meine erste
Tochter 20 war und das Elternhaus verließ, sagte ich mir „jetzt oder nie“ denn
ich wollte ihr etwas Besonderes und Wärmendes
mitgeben und kramte erneut die Quiltblöcke hervor, nahm alles auseinander,
fügte vieles neu hinzu und nähte ihn zu Ende. Damals wusste ich nicht so
richtig wie man einen Quilt vollendet und nähte ihn nach bestem Wissen auf
einen knallroten Rückseitenstoff.
Meine Tochter hat ihn lange aufbewahrt um ihn mir vor
einigen Jahren zurückzugeben mit der Bitte, ob ich wohl den roten Rahmen und
Rückseitenstoff entfernen könne und für sie mit Leinen ersetzen. Die Zeiten
hatten sich geändert und die Geschmäcker ebenfalls. Er war einfach zu bunt. Das
tat ich dann schon deswegen sehr gerne, weil ich nun die Gelegenheit hatte ihm
ein schönes Baumwollvlies (gab es früher gar nicht) und eine schöne Rückseite
zu verpassen, ihn richtig zu quilten und jetzt sieht er wirklich gut aus. Alles
in allem sind 40 Jahre verstrichen bis dieser deutsch-amerikanische Quilt seine
Vollendung fand und ich werde ihm immer sehr verbunden bleiben.
Nebenbei, aus der
gleichen Zeit stammen diese Steine, die ich damals bemalt habe. Gleiche Farbintensität!
Das Internet war natürlich ein riesiger Durchbruch. Was habe
ich ihm nicht alles zu verdanken! Zunächst einmal natürlich all die Stoffe, die
ich mir so sehr gewünscht hatte. Anfangs habe ich sie noch in Honkong und
Amerika bestellt aber jetzt kann ich mich über die vielen Stoffgeschäfte
freuen, die es bei uns gibt. Die Vielfalt ist unendlich und das macht einfach
Spaß! Obendrein hat das Internet mir die Möglichkeit geboten zu lernen, alles
zu lernen, was ich schon immer wissen wollte. Ich bin sehr dankbar, dass ich all diese Möglichkeiten
ausschöpfen darf, mache munter weiter und lerne täglich dazu. Es gibt noch so
viel, was ich können möchte.
Großes Interesse hege ich auch für alle alten Textilien. Ich
nehme sie so gerne in die Hand, die alten Stickereien und Nähereien, die
vielleicht schon 100 oder 200 Jahre alt sind, von Frauen erarbeitet, die genau
wie wir versuchten ihren Alltag gut zu meistern und das Beste aus dem zu
machen, was sie hatten. Wenn die Textilien noch gut sind, mag ich nicht
hineinschneiden, aber wenn man Teile davon noch retten kann, verarbeite ich sie
gerne in meiner Arbeit. So empfinde ich mich dann als Brücke zwischen den
Frauen von früher und den Frauen von morgen und bin damit sehr zufrieden. Aus diesem Grund habe ich auch einen Quilt
genäht, der fast nur aus alten Textilien bestand, hauptsächlich aus
Familienbestand.
Ebenso einen Quilt, dessen Hauptthema alte Monogramme auf
Leinen war (lange gesammelt) bis hin zu meinem neuesten Quilt, der bestückt ist
mit den Jahreszahlen, die von alten Geschirrtüchern oder Stoffkalendern
stammen. (ebenfalls lange gesammelt).
Ach ja, Geschirrtücher und Bettwäsche sind für mich auch
noch so ein Thema. Sie sprechen mich sehr an und lassen sich gut integrieren,
egal ob alt oder neu. Man kann viel damit anstellen. Von Untersetzern bis hin
zu Quilts. So ist ein Geschirrtuch vom
Zoo aus London ist die Basis für diesen Kinderquilt
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Zwischendurch muss es auch mal etwas anderes sein, ich nähe nicht nur Quilts sondern außer
Bekleidung alles andere, was anfällt und so kann ich nicht umhin euch meinen
neuesten Freund vorzustellen. Elmar, der Elephant, der mir viel Spaß gemacht
hat.
Sticken, Häkeln und Filzen dürfen auch nicht zu kurz kommen
und wenn mal mehr Hand-Arbeit gefragt ist, dann sie an der Reihe. Stickereien,
besonders mit Stoffen kombiniert, finde ich besonders schön. Und häkeln auf
langen Autofahrten geht besonders gut.
Zum Schluss möchte ich noch kurz von meiner neuesten
Leidenschaft berichten: den Hexagons, denen ich komplett verfallen bin. Diese
niedlichen Sechsecken, die über Papier genäht werden. Ich hätte nie gedacht,
dass es mir so viel Spaß machen würde, diese kleinen Teile mit der Hand
zusammen zu nähen. Ich bin mir sicher, dass ich die Palette an Formen und
Mustern noch erweitern werde.
Nun verabschiede ich mich mit einem Photo aus unserem
Garten, denn der Frühling naht, die Vögel zwitschern schon lauter und die
Gartenarbeit, die mir viel Spaß und Zufriedenheit gibt, ist nicht mehr weit.
Herzlichen Dank nochmals für die Einladung, ich wünsche allen Lesern und
Quiltern weiterhin viel Schaffenskraft und Freude am Tun und wer noch mehr von
mir sehen möchte, findet mich als Ompompali auf flickr : https://www.flickr.com/photos/113079199@N03/
und wer noch Fragen hat, kann mich über email erreichen:
claudialotz@googlemail.com. Alles Gute!