08.03.2023

Renates Quilts - Modern und Traditionell

Renate Salz hat einige Gedanken zu unserem Thema aufgeschrieben und ihre eigene quiltige Entwicklung geschildert.

Quilts - modern oder traditionell (Renate Salz)

Lassen sich diese Begriffe voneinander abgrenzen? 
Gibt es entscheidende Merkmale, die eine Klassifizierung rechtfertigen?

Die Modern Cologne Quilters haben dieses Thema erneut aufgegriffen und somit eine interessante Diskussionsrunde eröffnet.

Quilts als Ausdruckform

Kreativität kennt keine starren Regeln. Empfindungen sind und bleiben subjektiv. Und das, was einem gerade gefällt, hat seine Berechtigung.

Die Gegenüberstellung von Tradition und Moderne ist nicht als Zensur zu verstehen. Der Abgleich dient lediglich der Darstellung von Entwicklungsprozessen. Die Veränderungen von Mustern und Farben ist das Ergebnis jahrelanger kreativer Arbeit mit Nadel, Faden und Stoff unterliegen einem ständigen Wandel.

Mein quiltiger Weg

2005-2015

Im Nachfolgenden beginne ich rückblickend mit meinen persönlichen Erfahrungen als totale Anfängerin ab 2005. Ich traf mich mit Gleichgesinnten in einer örtlich neu gegründeten Gruppe. Bis hatte ich von Patchwork keine Vorstellung. Die in diesem Zeitraum entstandenen Arbeiten sind (aus heutiger Sicht) aus traditionell vermittelten Anschauungen entstanden.



Kissen / 2006

Der zerschnittene Blütenstoff ist mit 1-Inch-Quadraten als Kranz zusammengesetzt und mit einer Biese umrandet. Biesen waren zu diesem Zeitpunkt total in! Deutschsprachige Patchwork-Magazine waren für mich anfangs der einzige Zugang zur Quiltliteratur. Diese Hefte wurden fleißig, aber unübersichtlich gestapelt.

Die Stoffregale in den regionalen Läden waren mit überwiegend bunten Blumendrucken und Themenstoffen aller Art gefüllt.

„Dimples“ in allen Farben waren DIE Basics schlechthin. Ich habe sie geliebt!

Und die Batiks! Sie sind immer noch aktuell. Wer hat sie nicht durchlebt? Meine werden inzwischen in anderen „guten Händen“ weiter verehrt!



Dimples + Batik / 2007

Das Quilting als Ausdrucksform

Die überwiegend vertretene Ansicht, dass ein Maschinenquilting den Wert eines Quilts mindere, bzw. nicht authentisch erscheinen ließe, führte dazu, dass ich einen Handquiltkurs belegte und mich in gleichmäßigen Stichlängen übte. Außerdem fehlte es mir noch an einer quilttauglichen Nähmaschine mit entsprechendem Equipment.



Minis / 2007 - 2011

Es gab Diskussionen, ob man Quiltstiche sichtbar, bestenfalls sogar mir Kontrastgarnen aufbringt, oder es doch lieber bei der Methode „Stitch in the ditch“ belassen solle. Letzteres war wohl eher dem mangelndem Zutrauen an eigene Fähigkeiten geschuldet.

Mittlerweile verstehe ich, dass einem traditionellen Quilt mitunter ein Handquilting besser steht und ein Maschinenquilting moderne Strukturen vorteilhafter unterstreichen kann. Es ergeben sich mit den beiden Versionen unterschiedliche Merkmale in Charakteristik und Haptik.






Ausschnitte Paperpiecing / Wandbehang 2012
Symbolisierte Häuserfront Kölner Altstadt

 

Meine Quilt-Zeitenwende im Jahr 2015

Der aktuelle Begriff der „Zeitenwende“ vollzog sich für mich aus Quiltersicht bereits 2015. Das Kurserlebnis „Cross It“, initiiert von den MCQ`s mit Brigitte Heitland offenbarte mir einen Blick „hinter den Horizont“, der bis dahin vorgefundenen Welt des traditionellen Quiltens. Zeitgleich fand ich auch den Zugang zum Internet bzw. Instagram. Ich verließ die „Welt in Blau“ und mein Bewusstsein für Gestaltung verlagerte sich auf modern ausgerichtete Quilterinnen. Es eröffnete sich mir eine Fülle an Inspirationen und Ideen.

Neue Gestaltungselemente

Gestaltungselemente wie Rundungen, Negative Space, Minimalismus, Grafik und Improvisation (noch ausbaufähig!) sind für mich nicht mehr wegzudenken.

Eine asymmetrische Anordnung von Blöcken erzeugt Spannung. Demgegenüber ist eine straffe Symmetrie, wie z.B. die im letzten Blog-Beitrag vorgestellten Irish Chains ebenso überzeugend.

Auch die Farbpalette der Solids hielten Einzug in meine Vorräte. Bunte Drucke setze ich hin und wieder ein, solange sie in der Gesamtwirkung nicht überwiegen, bzw. miteinander konkurrieren. Die Vielfalt der Low Volumes stellt für mich immer wieder eine Grundlage für „moderne Quilts“ dar.

 

      

Sampler 2019



Pluses QAL 2022


Der Negativraum ist ein spannendes Gestaltungselement, welches zusätzlich den Fokus auf die Blöcke richtet. Das Gitter-Quilting unterstützt die gewünschte Optik.

Moderne Quilter würdigen die Traditionen im Laufe der Zeiten. Ein klassischer Dear Jane, umgesetzt mit reduzierten Farben und Drucken, verliert nicht an Attraktivität.

Altbewährte Blockmuster mit neuzeitlichen Stoffen und Layouts in Szene gesetzt überzeugen im Anspruch an ein modernes Design. 

Hier sind zwei traditionelle Blöcke in einem modernen Layout.

       

Ein Hourglass Quilt (2018)



Ein Bow-Tie-Quilt (2021)


Die Kombination unterschiedlicher Blockgrößen und Formen ergibt ebenfalls einen modern gestalteten Quilt.

           





Lockdown 2020/2021

 

HST`s und Flying Geese sind Standards, die mich mit ihren vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten immer wieder auf´s Neue erstaunen.

Moderne Quilts und die Sozialen Medien

Die Welt der Sozialen Medien ist als Inspirationsquelle unerschöpflich und nicht mehr wegzudenken. Dies wird wahrscheinlich in Zukunft Grenzen erweitern und vielleicht den Weg der Quiltbewegung noch beschleunigen. Das auf diesem Weg verbreitete Wissen und die Anregungen werden sicherlich die Näh- und Quiltkultur maßgeblich beeinflussen.

Quilter als Teil des Zeitgeists

Wie schon vorab gesagt, lässt sich eigentlich gar keine abgrenzende Linie zwischen Tradition und Moderne ziehen. Der Begriff „Fließende Übergänge“ kommt dieser Vorstellung wohl noch am nächsten.

Wir, die Quilter, sind Teil einer Gemeinschaft, die mit dem jeweiligen Zeitgeist Spuren hinterlässt. Die Gegenüberstellung von Vergangenheit und Gegenwart lässt automatisch den Weg in die Zukunft offen. Es ist und bleibt spannend – zum Glück!

Dieser Blogbeitrag beschreibt ausschließlich meinen Weg zum Patchwork. Welche Erfahrungen habt Ihr mit den Jahren gemacht? Vielleicht lesen wir auf diesem Blog davon!

Jedenfalls wünsche ich euch allzeit erfüllende und zufriedenstellende Quilt-Erlebnisse.

Renate Salz 

@naehrenate (auf Instagram)


 

6 Kommentare:

  1. Hallo Renate,
    das ist ja eine spannende Quilt-Reise durch die Zeit! Wie sich die Arbeiten verändert haben, finde ich enorm. Den Lockdown-Quilt konnte ich auf Instagram ein bisschen mitverfolgen und fand es faszinierend, wie Du Farben und Formen kombiniert hast.
    Danke für's Zeigen
    Elke

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    1. Hallo Elke, schön dass du dich meldest.
      Beim Recherchieren war ich mitunter selbst erstaunt, wie sich die Dinge für mich verändert haben. Eben alles zu seiner Zeit und jede Phase ist ein Baustein mehr, der zu einem Ganzen gehört.
      Die Gestaltung des Lockdown Quilts hat mir besonders Feude gemacht. Das Zusammenspiel von Formen und reduzierten Farben bietet viele Möglichkeiten für ein spannendes Layout.
      Ich wünsche Dir alles Gute und Spaß am Gestalten.
      Liebe Grüße - Renate

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  2. Liebe Renate , einfach phantastisch, deine Quiltreise ! Häufig habe ich mich wieder gefunden 🙂 Dein Artikel ist so schön gegliedert und formuliert , vielen Dank dafür 😘

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    1. Und das ist doch u. A. das Besondere an unserem Hobby, im Kopf zusammen "auf Reisen gehen"!
      Ich freue mich über deine Empfindungen...
      Liebe Grüße - Renate

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  3. Hallo Renate, das ist ein großartig positives Plädoyer für die Kreativität in jeder Form - bravo. Insbesondere bist du natürlich auf unser tolles Hobby eingegangen und auch ich hab mich dabei wiedergefunden, nicht zuletzt in der Erwähnung des Cross-it-Kurses, der auch bei mir bleibende Eindrücke und eine erweiterte Sichtweise geschaffen hat. Spannend ist es zu lesen wie sich deine Reise durch unterschiedliche Techniken und Vorlieben entwickelt hat. Ja, richtig, alles hat seine Zeit, jeder hat sein eigenes Tempo und seine Gefühlslage, die direkten Niederschlag findet. Genau das fasziniert uns, wenn wir in so schön erzählte Werdegänge wie z.B. den deinen, eintauchen können. Ganz deutlich ist die Zeitreise zu erkennen. Die Farben werden dezenter, aber das mindert nicht den starken Eindruck. "Gewagte" Musterkombinationen/Layouts lassen den Trend gut erkennen. So lassen sich auch klassische Blöcke sehr gut in die Moderne einpassen. Da können die Gedanken spazieren gehen.
    Insgesamt ein beeindruckender Beitrag von dir, den ich schon zum zweiten Mal in Ruhe gelesen habe.
    LG eSTe

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    1. Liebe „eSTe“, danke für deine positive Rückmeldung. Damit zeigst du wieder einmal deine Verbundenheit mit den Kreativen. Das hinterlässt ein bestärkendes Gefühl, vor allem dann, wenn man wieder einmal glaubt, alleine auf der Welt zu sein.
      Ich wünsche dir allezeit eine erfüllende Schaffenskraft, verbunden mit regem Gedankenaustausch in alle Richtungen.
      Ganz liebe Grüße - Renate

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