Kennt Ihr diesen Satz am Ende einer Quiltanleitung?
Quilt as desired
oder auf gut Deutsch: Quilte es, wie es gefällt oder quilte nach Belieben.
Aber was will ich und was gefällt mir? Da stieg und steigt bei mir immer Panik hoch! Eine visuelle Anleitung über das Bild: Fehlanzeige! In deutschen Zeitschriften wurde und wird da meist nix gezeigt.
Eine Blume als Quiltmustersammlung |
Und was soll ich jetzt mit meinem tollen Top machen? Wie sollen die 3 Lagen zusammen gehalten werden? Keine Ahnung und dazu kommt noch die Angst das kostbare Top (es ist kostbar mit sicher 100-150 € angefallenen Stoff- und Garnkosten!) zu verhunzen.
Muss ich hier ein traditionelles Muster quilten? |
Bei den US-Quiltern findet man viele Anregungen und auch viele englische Bücher dazu. Es ist alles ganz einfach, wenn man Englisch kann. Und alle anderen? Die müssen halt schauen. Und ob das Quilting dann letztlich zum Quilt passt, das wissen nur ganz erfahrene Quilter.
Deshalb habe ich einmal einige Vorüberlegungen zusammengestellt, die evtl eine Entscheidungshilfe sein können.
Kriterien fürs Quilting:
1. Das Quilting soll zum Verwendungszweck passen.
Was kann das nun wieder sein? Na ja, ein Quilt kann verschiedene Aufgaben haben.
-Er kann als Tagesdecke auf einem Bett liegen und soll dekorativ sein. Dann muss er nicht unbedingt kuschelig sein und kann ganz eng gequiltet werden.
-als Kuscheldecke zum Zudecken und Einkuscheln sollte er ganz weich und warm sein, also nicht zu eng quilten.
-als Wandquilt ist er ein Dekorationsgegenstand und soll schön und fest sein- wie ein Bild eben.
-als Deko-Decke auf der Couch kann er eine kombinierte Aufgabe übernehmen.
-als Zudeck im Bett soll es vor allem waschbar und zweckmäßig sein. Mein Traum ist ein Sommerquilt mit einem Seidenvlies, damit es auch im Sommer kühl aber trotzdem eine Decke ist.
-ein Baby-Quilt sollte vor allem warm und weich sein. Das Baby soll ja gemütlich darauf liegen können.
-eine Kinderkuscheldecke zum Spielen, Kuscheln und Höhlenbauen sollte größer als eine Baby-Decke sein und anschmiegsam.
2. Das Muster im Quilt beachten
Wie sieht das Top aus?
- -ist es ganz bunt gemustert? aus vielen bunten Stoffen?
Dann könnte man einfach Linien oder ein einfaches All-Over-Muster in Freemotion Quilting drüber setzen. - -ist es aus uni-farbenen Stoffen?
da könnte man tolle Muster mit Linealen quilten. - -gibt es ein klassisches Muster?
Dazu passen traditionelle Quiltmuster wie Federn usw. - -ein modernes Muster?
Wie wäre es mit Linien oder Karos? - -gibt es viele Freiflächen?
In Freiflächen wirken große Quiltmuster super gut.
3. Was kann ich und was möchte ich quilten?
-als Anfänger mache ich erst einmal einfache Linien, z.B. im Nahtschatten quilten oder in geraden Linien. Diese Linien können in einem Raster oder ganz unregelmäßig laufen.
-bei einem Sampler könnte man blockweise quilten. Das ist schwieriger. Kann ich mit einem Walking Foot und einem Freemotion Fuß umgehen? Das sollte ich natürlich vorher üben. Bei You Tube findet man dazu viele Videos.
-Allover Muster sind auch schön. Aber welches? Kann ich das? Es gibt Muster, die mit einer Longarm ganz gleichmäßig aufgetragen werden können. Das kostet viel Geld. Mit der kleinen Haushaltsmaschine muss dafür viel geübt werden und es ist eine Herausforderung.
-ein ganz enges Quilting macht einen harten Quilt. Will ich das? Mit der Haushaltsnähmaschine ist das sehr zeitaufwendig.
-Handquilting ist auch eine Alternative. Die hatte ich für mich (Martina) immer ausgeschlossen. Es gefällt mir sehr selten, aber normalerweise gefällt es mir nicht (=mein Geschmack, andere sehen das anders). Der Quilt wird jedoch handgequiltet weicher, als wenn man mit der Maschine quiltet.
Ein Tipp zur Musterwahl
Wähle ein Muster, das das Design des Quilt-Tops ergänzt. Ein einfaches Quilt-Top kann durch ein aufwendiges Muster aufgewertet werden, während ein komplexes Top von einem schlichten Muster profitieren kann!
4. Meine Vorstellung von dem Quilt
- Was möchte ich betonen?
-Soll es zusätzliche 3-D-Elemente geben?
-soll es modern werden?
-oder eher klassisch?
Hier zeige ich ein Quilting mit ganz plastischen Elementen. Auch die Hintergrundmuster sind gut zu erkennen
5. Wie teuer darf es sein?
6. Wo finde ich Ideen?
Einige unserer Lieblingsbücher |
Mein Stil - es soll mein Quilt sein
MARTINA
Was gefällt mir? Da ist sie wieder, diese furchterregende Frage!
- Die Frage ist für mich schnell beantwortet: ich mag nicht zu viel Geschnörkels und zu üppige und opulente Muster. Es darf gerne ganz geradlinig sein. Viele Linien eben. Und tatsächlich mögen meine Kinder das auch so am liebsten.
-Kreise mag ich auch gerne
Manchmal muss es auch einfach Stippling sein |
-nicht zu viel Quilting (Totquilten macht Spaß, aber dann? Was mache ich dann damit, wenn es nicht kuschelig ist?). Auch wenn es nach einigen Wäschen anschiegsamer wird, das ist nix für mich und meine Familie.
Und weiß ich jetzt, was ich quilten möchte? Ich habe noch einige Quilt-Tops, die ich noch nicht fertig gestellt habe, weil ich mir über das Quilting nicht sicher bin. Im Notfall also einfach mit Linien quilten.
Irgendwann muss es ja mal fertig werden. Ganz nach dem Motto von vielen Quiltern: Better done than perfect!
JUDITH
Tja, die Frage ist für mich nicht nur, was gefällt mir sondern was gefällt mir in Verbindung mit den verwendeten Stoffen und dem daraus entstandenen Patchworkmuster des Quilttops??? Bei den allermeisten Quilts komme ich gut bis genau zu diesem Punkt.
Natürlich sind Straight Lines oder etwas organischer, bewegte Linien immer eine Möglichkeit, ebenso ein schlichtes Free Motion Allover. Doch manchmal möchte ich einem Quilt durchs Quilting den besonderen Touch geben.
Dann wähle ich gerne Muster nach folgenden Kriterien aus:
- Viel Freiraum (negativ space): Free Motion Quilting das ich gut beherrsche und ich nicht ermüdend finde.
- wiederholen sich die Patchworkformen in den Blöcken kontinuierlich über das ganze Top, so gebe ich jeder Form ein "persönliches" graphisches Muster, am liebsten etwas, das mit dem Walkingfoot oder per Rulerquilting umsetzbar ist.
- Manchmal besteht das Top aus immer gleichbleibenden Quadraten, die sich nur farblich unterscheiden, dann wähle ich ein Free Motion oder Walkingfoot- Muster als Allover
- trifft alles drei nicht zu, dann muss ich erfinderisch werden. Aktuell etwas bei meinem wonky log cabin, da gefällt mir viel, aber nicht alles ist ohne longarm realistisch umsetzbar. Und ich suche noch nach dem Muster, das mich so abholt, dass ich es damit riskieren möchte und losquilte.
Dagmar
Was gefällt mir?
Das ist unglaublich schwer zu erklären. Ich schwanke zwischen -das gefällt mir- und- das kann ich bewältigen.
Daher ist mein Quilting oft ein Kompromiss. Ich brauche unendlich lange um mich für ein Quilting zu entscheiden, da ich nicht so gut mit Kompromissen für mich zufrieden bin. Ich schaue immer wieder in Quiltmusterbücher hinein um meine Ideen zu finden.
Es ist oft eine Mischung zwischen Linealquilting, Straight-line-Quilting und Freemotion-Quilting. Die geraden Linien geben mir immer wieder Ruhepunkte, damit ich auf dem Quilting-Boden bleibe.
Federn gehen bei mir gar nicht, da ich darin (noch) zu dilettantisch bin.
Zur Zeit bin ich dabei den Quilt „Nested curves“ zu quilten. Die folgenden Bilder zeigen so ein bisschen den Prozess.
Hallo ihr Lieben, ihr sprecht mir alle aus der Seele. Wobei ich neidlos feststelle, dass all eure Quiltergebnisse wunderschön sind - Kompliment. Auch bei mir gibt es den so weit verbreiteten Respekt vor dieser Arbeit, ganz oft mündet es in quilten im Nahtschatten. Ein Top, das nur aus Uni-Stoffen besteht, liegt schon länger, dafür braucht es schon etwas Mut. Und so werde ich wohl demnächst nach dem Motto "better done, than perfect" handeln. LG eSTe
AntwortenLöschenLiebe eSTe,
AntwortenLöschenich komme erst jetzt dazu auf deinen Kommentar zu antworten...das Quilten ist wirklich immer wieder ein Angstgegner. Aber irgendwann sollte es mal fertig werden.
Viele Grüße
Martina